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Mitten im Hochsommer, während Millionen Menschen Ferien machen, hat Google sein neues Hardware-Portfolio vorgestellt. Die Branche rätselt über den Termin, normalerweise zeigt der Konzern seine neuen Smartphones, Smartwatches und Headsets erst im Herbst. Wollte man Leaks verhindern? Das hat nicht geklappt. Will man einfach mal zeigen, was man hat, bevor Apple im September mit neuen iPhones voranprescht? Das wäre gelungen. Zumal einige der Fähigkeiten, die Google für die neuen Gadgets verspricht, an Apples KI-System Apple Intelligence erinnern. Andere sind einfach abgeguckt. Im Hightech-Sektor ist das üblich. Will man dafür sorgen, dass die Gäste der Veranstaltung genug Platz haben? Auch das hat funktioniert, in meiner Reihe waren noch drei Plätze frei.
Das beherrschende Thema an diesem sonnigen Vormittag auf Googles neuem Bay-View-Campus an der Bucht von San Francisco: Gemini. So heißt das geräteübergreifende KI-System, das die Gadgets über die neuen Fähigkeiten der Hardware hinaus mit intelligenten Funktionen versorgen soll.
Wobei die Hardware dafür essenziell ist. Die neuen Smartphones der Pixel-Serie 9 sind mit dem neuen Tensor-G4-Chip bestückt, der gemeinsam mit Googles KI-Ableger DeepMind so entwickelt worden sei, dass er moderne KI-Modelle besonders gut abarbeiten kann, heißt es vom Unternehmen. Zum ersten Mal sei es damit möglich, das mobile KI-Modell Gemini-Nano, das schon auf dem Pixel 8 Pro läuft, multimodal zu betreiben. Multimodal heißt hier, dass die KI verschiedene Arten von Daten, etwa Text, Video und Bilder, in einem Abwasch verwenden, oder wie Google sagt, verstehen kann.
Manches von dem, was Google für seine neuen Gemini-KI-Modelle verspricht, hat man schon im Mai auf der Entwicklerkonferenz Google I/O gehört. Etwa das immer wiederholte Beispiel, dass man sich per Gemini Live in natürlicher Sprache mit dem Handy unterhalten können soll, es auch mal unterbrechen, Zwischenfragen stellen oder zu früheren Antworten Nachfragen stellen kann. Ein anderer Anwendungsfall, den Google gern angibt: sich per Gemini Live auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten.
Erst mal alles auf Englisch
Während man das aber wohl nicht ständig tun wird, könnten andere der genannten Beispielanwendungen tatsächlich sinnvoll sein und Spaß machen. Etwa wenn man sich ein YouTube-Video zu seinem Urlaubsort ansieht und die KI bittet, eine Liste aller darin genannten Restaurants anzulegen. Oder wenn man sie bittet, für das Kochrezept, das ein Freund per Mail geschickt hat, eine Einkaufsliste anzulegen. Künftig soll Gemini auch mit dem Kalender zusammenarbeiten. Das soll dann etwa so funktionieren: Man fotografiert ein Konzertposter, fragt die Software, ob man an dem Tag Zeit hat, lässt sie einen Termin erstellen und sich daran erinnern, Tickets zu kaufen. Bei der Präsentation in Mountain View klappte das erst beim dritten Anlauf. Ein wunderschöner Beweis, dass die Google-Show wirklich live war. Das Publikum nahm es mit Fassung.
Der Knackpunkt: Vorerst geht das nur auf Englisch. Erst „in den kommenden Wochen“ soll das System auch in anderen Sprachen und – das wird spannend – für iPhones verfügbar gemacht werden. Vieles davon funktioniert freilich nur mit einem KI-Abo von Google. Zum Anfüttern können Käuferinnen und Käufer der neuen Pixel-Smartphones ein Probeabo von Google One AI Premium mit Gemini Advanced und zwei Terabyte (TB) Cloudspeicher freischalten, das ein Jahr lang kostenfrei läuft. Wer die bis dahin möglicherweise lieb gewonnenen Funktionen im Anschluss weiter nutzen möchte, wird dafür mit 21,99 Euro pro Monat zur Kasse gebeten.
Pragmatisch: Pixel 9
Für die neuen KI-Funktionen musste allerdings nicht nur der Chip aufgebohrt, sondern auch der Arbeitsspeicher erweitert werden. Nur beim kleinsten der neuen Smartphones, dem Pixel 9, ist er noch 12 Gigabyte (GB) groß, alle anderen Modelle bekommen fette 16 GB.
Ohnehin ist das Pixel 9 eher die pragmatische Variante der neuen Google-Handys. Es hat ein 6,3-Zoll-Display, das etwas heller strahlt als beim Vorgänger, und wahlweise 128 oder 256 GB Speicherplatz. Neben einer 50-Megapixel-Weitwinkelkamera steckt aber eine Ultraweitwinkelkamera mit 48 Megapixeln im Rücken des Geräts. Beim Pixel 8 waren es noch 12 Megapixel. Die 10,5-Megapixel-Frontkamera wurde um einen Autofokus ergänzt, der für bessere Selfies sorgen soll.
Das Pixel 9 kostet ab 899 Euro.
Kleiner und größer: Pixel 9 Pro und Pro XL
Eine bemerkenswerte Neuerung bei Googles Pro-Smartphones: Bei der Serie 9 gibt es sie nun in zwei Größen. Das Modell im bisherigen Pro-Format heißt jetzt Pixel 9 Pro XL, hat einen Bildschirm, der gegenüber dem Vorgängermodell minimal von 6,7 auf 6,8 Zoll vergrößert wurde. Spannender ist aber das neue Pixel 9 Pro, dass mit seinem 6,3-Zoll-Display nur so groß ist wie das Pixel 9. Menschen mit kleinen Händen wird es freuen, jetzt auch ein handliches Pro-Modell von Google bekommen zu können.
Neben denselben Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkameras wie das Pixel 9 verfügen beide Pro-Modelle über eine Telekamera mit 48 Megapixeln. Die Frontkamera, auch hier mit Autofokus, hat 42 Megapixel. Eine interessante Neuerung, die Google für die Kameras der neuen Smartphones verspricht: Gruppenfotos, auf denen wirklich alle drauf sind, auch der Fotograf. Mittels »Mich hinzufügen«, soll der Fotograf die Handykamera an eine andere Person aus der Gruppe übergeben, um sich für eine weitere Aufnahme selbst ins Bild stellen zu können. Das System macht aus den beiden Bildern dann eines, auf dem alle zu sehen sind.
Allen neuen Pixel-Smartphones gemein ist, dass sie via Satellit einen Notruf absetzen können, wenn kein Mobilfunknetz in Reichweite ist. Wie einst bei Apples iPhones wird das aber erst mal nur in den USA funktionieren.
Das Pixel 9 Pro kostet ab 1099 Euro, das 9 Pro XL ab 1199 Euro.
Flacher und größer: Pixel 9 Pro Fold
Eine bemerkenswerte Wandlung hat das faltbare Fold durchgemacht. Zusammengeklappt ist es nur noch 10,5 Millimeter, dick. Das sind fast zwei deutlich sicht- und spürbare Millimeter weniger als bisher, die das Gerät wesentlich tragbarer machen. Zugleich wurde der Aufklappbildschirm auf 204 Millimeter erweitert, ist damit laut Google „das größte innere Display, das es bisher bei einem Smartphone gegeben hat“. Vielleicht wichtiger: Mit bis zu 2700 Candela pro Quadratmeter (cd/m2) ist es auch viel heller als beim Vorgänger.
Auf der Rückseite des Falthandys stecken eine Telekamera mit 10,8 Megapixeln, eine Weitwinkelkamera mit 48 Megapixeln sowie eine neue Ultraweitwinkelkamera mit 10,5 Megapixeln, die nun auch über einen Makromodus verfügt. Front- und Innenkamera haben jeweils 10 Megapixel. Eine Funktion, mit der Google Eltern locken will: Auf dem Außendisplay sollen sich beim Fotografieren Animationen abspielen lassen, die Kinder zum Lächeln bringen sollen.
Dafür müssen die Eltern allerdings wohlhabend sein, denn die Preisliste für das Pixel 9 Pro Fold beginnt bei 1899 Euro.
Haltbarkeit: mindestens sieben Jahre
Vorbildlich ist Google wieder mit seinem Update-Versprechen: sieben Jahre lang sollen die neuen Geräte mit Betriebssystem- und Sicherheitsupdates versorgt werden. Zudem bestehen gute Chancen, dass sie über die von Google sogenannten Feature Drops auch neue Funktionen hinzulernen werden. Das erweitert nicht nur die potenzielle Nutzungsdauer, sondern kann auch vergleichsweise gute Preise auf dem Gebrauchtmarkt zur Folge haben.
Wer ein Pixel 9, 9 Pro, 9 Pro XL oder 9 Fold so lange nutzen will, sollte im Laufe der Jahre aber mindestens einen Akkutausch einplanen, denn die gute Versorgung mit Software wird die Alterung der Stromspeicher nicht verhindern können.
KI im Ohr: Pixel Buds Pro 2
Für seine neuen In-Ear-Kopfhörer hat Google einen neuen Chip namens Tensor A1 entwickelt. Die an die Pixel-Chips angelehnte Bezeichnung lässt ahnen, dass er KI-Funktionen ermöglichen soll. Die funktionieren allerdings nur in Kombination mit dem Smartphone, mit dem sie verbunden sind. So kann man über die Buds Pro 2 mit der Gemini-KI sprechen, sie etwa nach dem Weg zur U-Bahn oder nach guter Musik für das Work-out fragen.
Wie Apples AirPods haben sie zudem eine „Mein Gerät finden“-Funktion, beherrschen räumliche Audiowiedergabe und pausieren die Musikwiedergabe automatisch, wenn man ein Gespräch beginnt. Die möglicherweise wichtigste Neuerung könnte aber die laut Google aufwendig veränderte Passform sein. Eine leicht veränderte Form und ein etwas kleineres Gehäuse sollen dafür sorgen, dass die Ohrhörer besonders fest sitzen.
Die Pixel Bids Pro 2 kommen Ende September in den Handel, können für 249 Euro vorbestellt werden.
Alles am Arm: Pixel Watch 3
Dem Trend zu großen Uhren sehr spät folgend bietet Google seine Smartwatch jetzt auch in einem 45 Millimeter großen Gehäuse an. Die kleinere Variante gibt es im 41-Millimeter-Format. Das herausragende Merkmal der beiden neuen Modelle: Ihre Displays leuchten mit bis zu 2000 Nits doppelt so hell wie bisher.
Indem die Uhren Parameter wie die Ruheherzfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität ihrer Nutzerinnen und Nutzer analysieren, sollen sie helfen, Trainingsroutinen für den jeweils aktuellen Fitnesszustand zu optimieren. So soll man etwa ein täglich neues Belastungsziel erhalten und erfahren, ob man zu viel oder zu wenig trainiert. Analog dazu soll ein „Work-out Builder“ helfen, individuelle Lauftrainings passend zu persönlichen Zielen zu erstellen.
Die Pixel Watch 3 kostet in der 41-Millimeter-Version ab 399 Euro, die 45-Millimeter-Variante ist ab 449 Euro erhältlich.
